Vom FSV Gütersloh zu Saxonia: Pascal Carlmeyer verstärkt die Mädchenabteilung

27.12.2023

Einst hatte er vergeblich versucht, Saxonias Top-Talent Ella Lippross abzuwerben und zum FSV Gütersloh zu locken. Nun ist er selbst ein Saxone: Pascal Carlmeyer verstärkt die Mädchenabteilung des TuS Saxonia Münster.

Der 26-jährige B-Lizenz-Inhaber bringt als Mädchenfußball-Experte viel Fachkompetenz mit an den Kanal. Seit acht Jahren als Jugendtrainer in mehreren Vereinen aktiv, wechselte er zuletzt von der U15/U16 des Herforder SV zum FSV Gütersloh, Westfalens Nr. 1 im Frauen- und Mädchenfußball: Die Frauen des FSV spielen in der 2. Bundesliga, das U17-Bundesligateam ist in der Saison 2021/22 Deutscher Meister geworden. Als B-Lizenz-Inhaber trainierte Pascal beim FSV dreieinhalb Jahre die U15. Von 2022 bis 2023 ergab sich für ihn dann während seines Referendariats die Trainertätigkeit bei der Niedersachsen-Auswahl der U15-Mädchen am Stützpunkt Osnabrück. Darüberhinaus wurde er vom DFB ins Lehrreferententeam berufen und bildet B- und C- Ausbilderinnen und Ausbilder bundesweit aus, um diese auf ihre Lehrtätigkeit vorzubereiten. Zusätzlich leitet er seit einem Jahr auch selbst C-Lizenz-Lehrgänge für den Kreis Bielefeld und macht derzeit eine Kinesiologie-Ausbildung. Neben seiner Arbeit bei Saxonia möchte er sich beim DFB auf Verbandsebene etablieren und weiterhin für das DFB-Mobil aktiv sein.

Da Pascal bis Saisonende noch zeitlich eingeschränkt ist, wird er zunächst interimsweise dort aushelfen, wo gerade Hilfe benötigt wird, beginnend mit der Unterstützung des neuen Trainerteams der U13/1. Auf diese Weise soll er in den kommenden Monaten den Verein kennenlernen und sich einen Eindruck über die acht Mädchenteams verschaffen; dabei ist auch die Durchführung einzelner Spezial-Trainingseinheiten, z.B. ein Techniktraining, für verschiedene Saxoninnen-Teams geplant. Welche feste Aufgaben er zur kommenden Saison übernimmt, wird zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam entschieden.

Ich hatte Ella Lippross auf meinem Zettel und war deshalb bei euch vor Ort. Es gab Gespräche, aber ein Wechsel kam damals nicht zustande. Geblieben war aber ein sehr positiver Eindruck vom Verein: Ich fand die Sportanlage total klasse und war verdutzt, wie viele Mädchen hier gleichzeitig trainieren. Das war neu für mich. Und bei den Verantwortlichen von Saxonia hatte ich damals schon feststellen können, dass ihnen unglaublich viel daran liegt, dass es den Kindern hier gut geht. Seit diesem Schuljahr bin ich als Studienrat in Herten an der Rosa-Parks Schule tätig und deshalb im November zusammen mit meiner Freundin nach Münster gezogen. Von hier aus pendele ich total entspannt nach Herten. Weil ich weiter im Mädchenfußball aktiv bleiben will und mir das bei Saxonia sehr gut vorstellen konnte, habe ich Dirk Petry kontaktiert. Wir haben dann mit der Sportlichen Leitung Gespräche geführt und sehr schnell zusammengefunden.

Ich würde sagen ein Mädchentrainer muss zu 100% wissen was er macht. Provokativ gesagt: Jungs tun was man ihnen sagt, während Mädchen reflektieren und kritisch hinterfragen. Mädchen sind anspruchsvoller. Wenn Jungs zehn Runden laufen sollen, dann laufen sie zehn Runden. Die Mädchen aber fragen, ob sie das nicht auch mit Ball machen können. Ein Mädchentrainer sollte empathisch sein, klare Lernziele setzen, die Mädchen am Lernprozess und an den Trainingsinhalten aktiv beteiligen und alles, was er im Training verlangt, auf Nachfrage auch immer gut erläutern können. Neben kognitiven Aspekten müssen auch biologische Unterschiede gegenüber Jungs berücksichtigt werden und verletzungspräventive Maßnahmen eine entsprechend hohe Priorität im Mädchentraining genießen.

Ich fahre seit einigen Jahren eine gewisse Grundstruktur, die bisher sehr erfolgreich war. So haben wir immer ein geeignetes Aufwärmprogramm mit und ohne Ball für die Spielerinnen parat, beispielsweise Fifa11+, dem ein koordinativer Teil folgt. Innerhalb des Trainings zieht sich unser Wochenschwerpunkt – wie zum Beispiel das Umschalten von Offensive in Defensive – komplett durch und wird auch verschriftlicht vorab den Spielerinnen in die Kabine gelegt. Ich lege hier viel Wert auf die individuelle Zielsetzung, welche auch als Gesprächsgrundlage dienen kann. Auch hier ist es wichtig, diese Methode transparent zu gestalten, damit es nicht verschult interpretiert wird, sondern die Chancen sich zu verbessern in den Vordergrund rücken lässt. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass insbesondere Mädchen, aufgrund der häufig geringeren Bewegungserfahrung mit dem Ball, so oft es geht einen Ball am Fuß haben müssen. Im Optimalfall in kleinen Spielformen, um die Komplexität des Fußballspiels kennenzulernen und daran zu wachsen.

Der größte Unterschied ist die Partizipation. Bei Saxonia nehmen wir jede Spielerin mit und wollen dafür sorgen, dass alle zum Einsatz kommen und Spaß haben. Die Möglichkeiten der Mitwirkung und Teilhabe sind hier für die Mädchen größer. Beim FSV Gütersloh steht die Leistung klar im Vordergrund. Da gibt es deutlich höhere Erwartungen an die Spielerinnen und es kommt auch zu Gesprächen, in denen man Spielerinnen mitteilen muss, dass es für sie mit einem Kaderplatz zur kommenden Saison leider sehr eng werden kann. Das ist bei Saxonia natürlich entspannter, trotzdem hat der Verein insbesondere auch im U13-Bereich, in dem ich zur Zeit das neue Trainerteam unterstütze, sportlich und organisatorisch eine Top-Qualität. Hier wurde in der Vergangenheit offenbar alles richtig gemacht. Viele Mädchen spielen schon auf hohem Niveau, dazu ist die Stimmung untereinander auch unglaublich gut, die Mädchen sind alle Freundinnen. Sie haben mich auch klasse aufgenommen, sind total herzlich zu mir und fragen mich immer ob es mir gut geht. Es macht viel Spaß mit ihnen zu trainieren.